26.04.2017, 03:07 PM (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 26.04.2017, 03:38 PM von phase_accurate.)
Hallo Forenten
Habe gedacht, es sei an der Zeit selber wieder einmal ein Thema zu starten. Ich bin im Moment am Testen einer neuen Box von mir welche den Namen Lautsprecher wirklich verdient hat. D.h. kein Leiseflüsterer aber auch kein Lautschreier oder Brüllwürfel sondern eben ein LAUT Sprecher. D.h. Das Ziel war eine Box, welche auch bei erhöhter Lautstärke mit Autorität und Lockerheit agiert.
Die Box ist eine grosszügig dimensionierte MTM mit zwei 15" Woofern und einem 1.4" Hochtontreiber an einem Elliptischen Horn. Das Volumen ist knapp 300 Liter, die Reflex Abstimmung ist ca 30 Hz, was einen relativ frühen aber zahmen Bassabfall ergibt, welcher einfach zu entzerren ist. Für eine optimale MTM Konstellation geht das Horn leider nicht ganz tief genug. Da ich aber Weichentopologien ausprobieren möchte, welche verbessertes Gruppenlaufzeitverhalten gegen leicht schlechteres Lobing Verhalten eintauschen, möchte ich wenigstens das Lobing symmetrisch haben. Bezüglich Rundstrahlverhalten gibt es bei dieser Konstruktion sowieso einige Kompromisse, sowohl in der Vertikalen wie auch in der Horizontalen.
Aber den Hauptzweck erfüllt die Box definitiv: Spass machen !!!!
Die Weiche, mit welcher ich erste Messungen durchgeführt habe, war mittels einem DSP welcher mit Sigma Studio programmiert wird. Der Weichentyp ist asymmetrisch und wurde von mir bereits einmal beim "Dampf Festival" vorgestellt. Da die Uebernahmefrequenz 650Hz ist, habe ich allerdings auf die Entzerrung des Gruppenlaufzeitverhaltens verzichtet. Ich werde später noch andere Topologien ausprobieren, wie z.B. "Time-Aligned" Weichen oder auch die Nachbildung von subtraktiven Konstantspannungsweichen, welche um ein paar Kniffe ergänzt wurden.
Da die Speaker in meiner "Werkstatt" stehen und ich zum Hören (und Einspielen der Woofer) nicht jedes Mal den PC dorthin nehmen will werden sie im Moment meistens mit einer älteren analogen Butterworth Weiche 3. Ordnung betrieben. Diese ist natürlich nicht optimal, da sie die Chassisfrequenzgänge auch keine Art und Weise berücksichtigt und mit dieser die Mittenwiedergabe nicht auf dem Niveau liegt, welches mit den vorhandenen Komponenten wäre. Als laute Hintergrundbeschallung macht es dennoch Spass und hat im Bassbereich wirklich die Lässigkeit und Mühelosigkeit von grossen Studiomonitoren.
27.04.2017, 10:48 AM (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27.04.2017, 10:51 AM von phase_accurate.)
Hier noch der Amplitudenfrequenzgang mit der erwähnten asymmetrischen Weiche. Ohne Hochglanzprospektglättung !
Beide Wege haben je zwei parametrische EQs zum Absenken von Ueberhöhungen bekommen. Am unteren Ende des Tieftonbereichs werde ich auch noch etwas entzerren, da ich den -6B Punkt bei etwa 30 Hz haben möchte.
Der Tieftonzweig ist leicht höher im Pegel, da ich nach dem Abstimmen noch nach Gehör und Geschmack etwas gedreht hatte. Das gibt zwar eine unschöne Stufe (oder eher Rampe) im Uebernahmebereich zwischen 500 Hz und 1 kHz. Deshalb werde ich den (von mir bevorzugten), zu den Höhen hin leicht abfallenden, Frequenzgang später sicher anders erzeugen. Bevor ich jedoch weiter feintrimme werde ich sie wohl einmal draussen messen, damit ich sehe, was vom Speaker verursacht wird und was vom Raum. Der Anstieg zwischen 3 kHz und 10 kHz kommt sicher vom Speaker. Der eine oder andere mag das vielleicht sogar, ich selber eher nicht.
Aber im Grossen und Ganzen haben wir hier einen Frequenzgang von 40Hz bis 18 kHz innerhalb +- 3dB (bis auf das Loch um ca 13 kHz) was für den Anfang nicht schlecht ist. Auf den Bereich oberhalb von 18 kHz verzichte ich grosszügig.
27.04.2017, 11:45 AM (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27.04.2017, 11:45 AM von voltwide.)
(27.04.2017, 10:48 AM)phase_accurate schrieb: Hier noch der Amplitudenfrequenzgang mit der erwähnten asymmetrischen Weiche. Ohne Hochglanzprospektglättung !
Beide Wege haben je zwei parametrische EQs zum Absenken von Ueberhöhungen bekommen. Am unteren Ende des Tieftonbereichs werde ich auch noch etwas entzerren, da ich den -6B Punkt bei etwa 30 Hz haben möchte.
Der Tieftonzweig ist leicht höher im Pegel, da ich nach dem Abstimmen noch nach Gehör und Geschmack etwas gedreht hatte. Das gibt zwar eine unschöne Stufe (oder eher Rampe) im Uebernahmebereich zwischen 500 Hz und 1 kHz. Deshalb werde ich den (von mir bevorzugten), zu den Höhen hin leicht abfallenden, Frequenzgang später sicher anders erzeugen. Bevor ich jedoch weiter feintrimme werde ich sie wohl einmal draussen messen, damit ich sehe, was vom Speaker verursacht wird und was vom Raum. Der Anstieg zwischen 3 kHz und 10 kHz kommt sicher vom Speaker. Der eine oder andere mag das vielleicht sogar, ich selber eher nicht.
Aber im Grossen und Ganzen haben wir hier einen Frequenzgang von 40Hz bis 18 kHz innerhalb +- 3dB (bis auf das Loch um ca 13 kHz) was für den Anfang nicht schlecht ist. Auf den Bereich oberhalb von 18 kHz verzichte ich grosszügig.
Für Real-Messung o. Marketing sieht das ja schon mal nicht übel aus. Freiluftmessungen machst Du vmtl mit auf dem Rücken liegender Box und dem Mikro darüber?
Für eine alternative Nutzung als Gästeklo scheint mir das Volumen doch noch etwas knapp bemessen.
Ich werde die Freiluftmessungen wahrscheinlich sowohl liegend wie auch auf einem Ständer stehend machen. Interessiert mich schliesslich inwiefern die Anordnung etwas bringt gegen den "Floor Bounce".
Wegen der Eignung als Gästetoilette: Die Grösse wäre noch das kleinere Problem. Aber die "Schüsseln" gehören für diesen Zweck definitiv nicht auf die Aussenseite.
jo, Fg sieht recht brauchbar aus , mit leichter Senke ab 1k , dann wirds nicht so aggressiv, wenn man etwas aufdreht
+ mach ich etwa so , der leicht fallende Frequenzgang "klingt" für mich auch genehmer , als wirklich linear - in Hörposition gemessen
Don't worry about getting older. You're still gonna do dump stuff...only slower
Hier noch die Step Response. Man sieht, wie die beiden Wege mit der gleichen Polarität angeschlossen sind. Die Weiche ist wie gesagt asymmetrisch mit einem Tiefpass 2. Ordnung und einem Hochpass 3. Ordnung. Die Gruppenlaufzeit hat einen flachen Verlauf und deren Maximalwert ist etwa halb so hoch wie bei einer LR 4 Weiche und sogar etwas tiefer als bei einer LR 2 Weiche gleicher Uebernahmefrequenz. Die Power Response der Weiche ist etwas besser als Linkwitz und etwas schlechter als Butterworth.
Ich werde später auch noch Topologien mit einer besseren Step Response ausprobieren.
Um die Woofer zu verzögern, wurde im Tieftonzweig noch ein zusätzlicher Bessel Tiefpass eingesetzt, dessen Grenzfrequenz etwas über derjenigen des effektiven Weichentiefpasses liegt. Man hätte auch einen Allpass nehmen können zur Signalverzögerung aber der Tiefpass bietet natürlich den Vorteil einer zusätzlichen Dämpfung der Frequenzen bei welchen grosse Woofer "herumzicken". Der Tiefpassanteil des Woofers erzeugt natürlich auch seinen Anteil an der Verzögerung. Bei dem Hochpass musste ein Trick angewendet werden, damit zumindest im Bereich der Uebernahmefrequenz die akustische Weichenfunktion der Zielfunktion entspricht.
Vielleicht werde ich auch noch ein paar kurze Audio Muster auf Youtube hochladen. Man muss dazu aber sagen, dass diese eine beschränkte Aussagekraft haben. Frequenzgang und Richtwirkung der Mikrofone in meinem Handy sind so gut wie unbekannt, der Raumeinfluss (mein Bastelraum) ist bei einer Aufnahme immer deutlicher hörbar als wenn man live dabei ist. Das nervigste ist aber die Dynamikkompression durch die automatische Aussteuerung.
Hier ein paar kurze Videos die ich mit einem Testaufbau vor ein paar Wochen nach etwas Herumspielen mit der DSP Weiche gemacht habe. Die Aufnahmen wurden in meiner Werkstatt gemacht, also ein akustisch unbehandelter Raum.
Die Kette ist ziemlich LO FI mit einem Discman, der besagten ADI DSP Weiche und zwei günstigen PA Verstärkern. Aufgenommen wurde mit einem Android Phone. ueber die Qualität der Mikrophone weiss ich nichts, der Stereoeffekt ist ziemlich pseudo und die automatische Aussteuerung der Videofunktion gibt ziemlich Dynamikkompression.
08.05.2017, 02:56 PM (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 08.05.2017, 02:57 PM von phase_accurate.)
Danke für die Blumen.
Ja den Platz für die Dinger habe ich auch nur, weil ich einen separaten Raum zur Verfügung haben werde zum Musikhören.
Die Musikauswahl ist übrigens:
Beisipiel 1: Alison Krauss, Paper Airplane. Habe ich ausgewählt, um zu zeigen, dass man mir Radauboxen nicht nur Radau machen kann.
Beispiel 2: Al Jarreau (mit Kathleen Battle), favourite Things, ist eine meiner Lieblings live Aufnahmen, gut ausbalanciert und dynamisch. Schönes Beispiel, was mit guten Musikern live eingespielt werden kann.
Beispiel 3: Aziza Mustafa Zadeh, Boomerang. Auch schön dynamisches Beispiel.
Beispiel 4: Retun to forever, Medieval Overture. Live mit viel Energie und Radau. Der ältesete der Gruppe war im Jahr der Aufnahme (2014) um die Siebzig herum. Wenn ich denke, wie lahm die Stones live tönen, verglichen mit den z.T. gleichaltrigen Jazzern hier ........ Dieser Track ist derjenige, wo die Dynamik bei der Handyaufnahme am meisten litt. Allerdings muss ich zugeben, dass ich auch anständig aufgedreht hatte. Auf der Wooferendstufe leuchtet im Video fast dauernd die "signal detect" LED welche anzeigt, dass die Ausgangsleistung mehr als zwei Watt sei. Ich gehe so zirka von 10 Watt Peak aus, was bei diesen Monstern doch ziemlich Schalldruck bedeutet. Dieses Beispiel kann nicht auf allen Geräten wiedergegeben werden, z.B auf meinem PC geht es, nicht aber auf meinem Android Handy. Ist scheinbar wegen den Urheberrechten so gewollt.
Es gibt zwar unzählige Beispiele mit Handyaufnahmen von teuren High End Anlagen auf Youtube, welche deutlich schlechter tönen als das hier. Wenn man aber mit den original Aufnahmen, der von mir ausgewählten Stücke, vergleicht, hört man schon, dass ich noch etwas zu tun habe beim Feintunen.